Herkunftssprachlicher Unterricht am WRG in Türkisch
Der Herkunftssprachliche Unterricht erweitert und differenziert die Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler in der mündlichen und schriftlichen Kommunikation. Er befähigt sie zur sachgemäßen und situationsgerechten Anwendung der Herkunftssprache, vor allem in situativen Kontexten, in denen der standardsprachliche Gebrauch der jeweiligen Sprache gefordert ist.
Die in den Familien gesprochene Sprache kann – je nach den Sprachenverhältnissen in der Herkunftsgesellschaft – in unterschiedlichem Maße dialektal geprägt sein. Der Herkunftssprachliche Unterricht nimmt darauf Rücksicht und führt behutsam, ohne Abwertung der Familiensprache, zur Standardsprache hin.
Ziel des Herkunftssprachlichen Unterrichts
Ziel des Herkunftssprachlichen Unterrichts ist also die Verwendung der Standardsprache als Kommunikationsmittel. Der Unterricht führt in diesem Sinne zum Erwerb neuer Kenntnisse und zur Weiterentwicklung der Sprachfähigkeiten und -fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler von elementarer bis zu selbständiger Sprachverwendung. Die Schülerinnen und Schüler werden in die Lage versetzt, mit Hilfe der im Unterricht erworbenen sprachlichen Mittel auf dem Niveau der Standardsprache zu hören, zu lesen, zu sprechen und zu schreiben. Am Ende der Jahrgangsstufe 9/10 können sie die zentralen Aspekte der gesprochenen und geschriebenen Sprache verstehen, wenn klare mündliche oder schriftliche Standardsprache verwendet wird oder wenn es altersgemäße Themen aus Familie, Schule, Freizeit oder bedeutende Ereignisse ihres Herkunftslandes der Familie geht. Über vertraute Themen und persönliche Interessengebiete können sie sich einfach und zusammenhängend äußern. Sie können die meisten Situationen bewältigen, denen sie im Sprachgebiet begegnen bzw. bei Besuchen ihrer Verwandten und Freunde aus dem Herkunftsland angemessen kommunizieren.
Landeskundliche Themen und authentische Texte bieten Anlässe für Sprachhandlungsprozesse im Herkunftssprachenunterricht. Die Schülerinnen und Schüler gewinnen anhand von Sach- und einfachen literarischen Texten Einblicke in die Lebenswelten des Herkunftslandes, vertiefen und reflektieren die bereits bei Besuchen im Herkunftsland der Familie gesammelten eigenen Erfahrungen und können Vergleiche anstellen zu den Erfahrungen und Einsichten, die sie hier in Deutschland machen.
Somit fördert der Herkunftssprachliche Unterricht die interkulturelle Handlungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler und befähigt sie darüber hinaus, sich in unterschiedlichen sprachlichen, ethnischen, religiösen, sozialen und kulturellen Bezugssystemen zu orientieren. Die Schülerinnen und Schüler können gemeinsame und unterschiedliche Werte, Normen und Lebensperspektiven wahrnehmen, verstehen und respektieren lernen.
Die Schülerinnen und Schüler lernen, das Sprechen anderer bewusst und differenziert wahrzunehmen sowie über ihre Sprachen situationsgerecht zu verfügen. Sie werden angeregt, über die verschiedenen Sprachen und deren Verwendung nachzudenken und die gewonnenen Einsichten für ihren aktiven Sprachgebrauch zu nutzen.
Immer wieder geben Vergleiche Gelegenheiten zur Reflexion über sprachliche Phänomene in zwei bzw. mehreren Sprachen. Hinweise auf Unterschiede oder Ähnlichkeiten in den Laut- und Schriftsystemen, in der Lexik, Semantik und Syntax können als Lernhilfe erfahren werden und führen in die Systematik der jeweiligen Mutter- bzw. Herkunftssprache ein.
Diese Vergleiche und die mit den Fremdsprachen, die in der Schule angeboten werden, unterstützen den Lernprozess von der Grundschule bis zum Schulabschluss und bilden eine tragfähige Grundlage für den Mehrsprachenkompetenzerwerb.
Darüber hinaus leistet der Herkunftssprachliche Unterricht einen wichtigen Beitrag zu einer umfassenden sozialen Integration. Die Erstsprache ist ein bedeutender Mittler zwischen den Lebenswelten Familie und Schule. Die Akzeptanz der Erstsprache und ihre Präsenz im Unterricht fördern den Zweitsprachenerwerb und stärken das Selbstbewusstsein der Lernenden, daher auch die Lernmotivation im allgemeinen. (-Beyhan Güler-)