Was ist Ethik? Was machen wir im Ethikunterricht?
Liebe Eltern, Schülerinnen und Schüler! Versuchen Sie / versucht einmal ganz schnell und kurz diese Fragen zu beantworten:
Soll der Mensch immer die Wahrheit sagen? Warum soll der Mensch gut handeln? Hat der, der gut handelt, auch ein gutes Leben?
Hmm – wir sehen, so schnell lässt sich dies nicht beantworten. Wir kommen vielleicht nicht umhin, genauer zu überlegen, was „gut“ eigentlich genau ist, z. B. wann eine Handlung als „gut“ zu bezeichnen ist. Wir neigen vielleicht schnell zur einen oder anderen Antwort auf diese Fragen, doch nach genaueren Überlegungen fallen uns Beispiele ein, wo die Antwort doch wieder anders ausfällt, oder? Es wäre demnach sicherlich auch wichtig, natürlich auch spannend, unsere Überlegungen mit anderen zu diskutieren, unsere Meinungen gegenseitig auszutauschen, sie kritisch zu prüfen und – das ist besonders wichtig – sie mit Argumenten zu begründen.
Was ist Ethik?
Im Kern befasst sich Ethik mit der Frage: Kann ich das, was ich tue, moralisch verantworten? Was heißt das genau? Wenn man etwa auf die Frage eines Jugendlichen: „Warum soll ich das so machen und nicht so, wie ich es will?“ antwortet mit: „Weil es so besser ist“, im Sinne von: „Ich will nur dein Bestes“ oder gar: „Weil ich es so will“ – dann reichen solche knappen Begründungen nicht aus, sind wenig überzeugend, sondern sind vielmehr Ausdruck dafür, dass der Ratgeber hinsichtlich der Begründungen der von ihm gestellten Ansprüche selbst ratlos ist. Solche Fragen können sehr naheliegend, aber auch gelegentlich unbequem, peinlich oder gar schwer zu beantworten sein. Menschen haben aber den Wunsch, das eigene Wollen und Streben im Leben selbst zu bestimmen, und suchen daher nach überzeugenden Argumenten, die eine selbstbewusste Entscheidung begründen können. So entsteht nicht selten Diskussionsbedarf. Hinter diesen Auseinandersetzungen steht oftmals unsere Vorstellung von einem „guten“ Leben, so zum Beispiel:
- Vorstellungen vom Menschen, von der „richtigen“ Lebensführung
- Vorstellungen von Sinn und Ziel unserer Existenz
- Vorstellungen über unser Zusammenleben mit anderen Menschen
- Vorstellungen über unser Verhältnis zu Umwelt, Natur, Tieren …
Was hat das alles mit Ethik zu tun?
Es handelt sich hierbei um wesentliche Bereiche der Ethik: In der Ethik wird davon ausgegangen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und Richtlinien für sein Handeln braucht, da er nicht nur nach Instinkten handelt, sondern insbesondere mit Vernunft zu handeln vermag. Dies unterscheidet ihn vom Tier. Somit ist der Mensch auf Moral angewiesen. Ethik, die sich mit Fragen der Moral befasst, vermag daher den Menschen in seinem sozialen Handeln zu unterstützen. Die Ethik fragt nach der Berechtigung dieser Normen, Regeln und Wertmaßstäbe. Es geht darum, diese klar zu formulieren, ihre Berechtigung kritisch zu prüfen, sie nachvollziehbar zu begründen und sie auch gesellschaftlich zu diskutieren.
Die Bedeutung der Ethik wächst. In Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft drängen ethische Probleme, gesellschaftliche Diskussionen über ethische Maßstäbe nehmen zu, so z. B. in aller Kürze:
- Menschenrechte und ihre Bedeutung in der Gesellschaft (z.B. Ausgrenzungen, Gewalt, Folter, Würde des Menschen, Selbstverwirklichung, Zukunftsvisionen, Chancengleichheit, soziale Gerechtigkeit, kulturelle Vielfalt …)
- Ethische Orientierungen in verschiedenen Religionen und Kulturen (Mythen Naturreligionen, Weltreligionen …)
- Umweltprobleme, Umgang mit Tieren und Pflanzen (Bedrohung der Biosphäre, Ausbeutung der Ressourcen, Ausbeutung von Tieren versus Tierrechte, Atompolitik, …)
- Wissenschaft, Forschung und ihre Verantwortung (Gentechnik, Hirnforschung, Digitalisierung unserer Umwelt, Leben im „Informationsdschungel“ …)
Globale wirtschaftliche, soziale sowie wissenschaftlich-technische Herausforderungen und ihre Auswirkungen sowohl auf unsere Gesellschaft im Gesamten als auch auf jeden Einzelnen erfordern eine dem jeweiligen Alter entsprechende Unterstützung der persönlichen Entwicklung und eine Bearbeitung von Problemen, die in der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler ethisch bedeutsam sind. Der Schule fällt dabei die Aufgabe zu, einen wirksamen Beitrag nicht nur zu Bildung und Erziehung zu leisten, sondern auch zur Integration Jugendlicher aus unterschiedlichen Weltanschauungen und Kulturen. In einer weltanschaulich und moralisch heterogenen und dynamischen Gesellschaft müssen allgemein akzeptierte bzw. zu akzeptierende ethische Haltungen immer wieder neu gefunden, geprüft und begründet werden. Der Unterricht im Fach Ethik ist ein geeigneter Ort, um zur Entfaltung der dringend benötigten sozialen, ethischen und interkulturellen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler beizutragen. Hierzu gehören beispielsweise:
- ethische Probleme im Alltag erkennen
- Gedanken klar formulieren
- Argumente entwickeln, wenn nötig Fakten recherchieren
- sich im ethischen Diskutieren üben
- Argumente überprüfen, ob sie plausibel und überzeugend sind
- sich auf den kulturellen Hintergrund des Gesprächspartners einlassen
Ziel des Ethikunterrichts ist, Schülerinnen und Schüler darin zu unterstützen, ein reflektiertes Verhältnis zu sich und ihrer Lebenswelt in unserer komplexen sozialen Wirklichkeit aufzubauen. Der Anspruch der Ethik ist also ein sehr praktischer, da am Leben und seinen konkreten Problemen orientiert.
Teilnahme am Ethikunterricht:
Das Schulfach Ethik ist in Rheinland-Pfalz Ersatzfach zum Fach Religion und ist ihm im schulischen Kontext gleichgestellt, d. h. hinsichtlich der Teilnahmepflicht, Notengebung und Versetzungsrelevanz etc. gelten die gleichen Regelungen. Am Ethikunterricht nehmen alle Schülerinnen und Schüler teil, die nicht am Fachunterricht Religion teilnehmen. Lehnen Eltern die Teilnahme am Religionsunterricht ihres Kindes, das noch nicht das 14. Lebensjahr erreicht hat, ab, so müssen sie dies schriftlich der Schule mitteilen. Ab dem vollendeten 14. Lebensjahr entscheidet der Schüler selbst und kann die schriftliche Abmeldung selbstständig vornehmen; die Eltern werden über die Entscheidung informiert. Das Fach Ethik wird an in der Regel von Klasse 5 bis einschließlich 13 angeboten. Ein Wechsel zwischen Religions- und Ethikunterricht ist in jedem Schuljahr möglich, aus organisatorischen Gründen in der Regel jeweils zum Halbjahreswechsel. Die einschlägigen Regelungen hierzu finden Sie in § 38 in der Schulordnung des Landes Rheinland-Pfalz. Diese ist im Buchhandel erhältlich, kann aber auch ggf. in der Schule eingesehen werden, oder Sie klicken einfach auf:
http://gymnasium.bildung-rp.de/rechtsgrundlagen.html
Wer sich eingehender mit den konkreten Fragen und Arbeitsweisen des Faches Ethik befassen möchte, dem werden Fachlehrerinnen und –lehrer der Schule gerne Auskunft geben.
Weiterhin können Sie den aktuellen Lehrplan Ethik des Landes Rheinland-Pfalz einsehen.