Exkursion des WRG zum jüdischen Friedhof

Schülerinnen und Schüler der Klassen 10 des Wilhelm-Remy-Gymnasiums auf dem jüdischen
Friedhof Bendorf mit Michael Syré in deren Mitte.
Die Unterrichtsreihe „Sterben, Tod und Auferstehung“ und der Anlass des bevorstehenden Holocaust-Gedenktags zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz führte 23 Schülerinnen und Schüler des Wilhelm-Remy-Gymnasiums am 22. Januar zum jüdischen Friedhof in Bendorf.
Religionslehrer Ralf Hoffmann hatte Bürgermeister a. D. Michael Syré dazu gewinnen können, die Lerngruppe Katholische Religion der Jahrgangsstufe 10 mit Informationen zum Friedhof selbst und zur Geschichte der örtlichen jüdischen Gemeinde fachkundig zu begleiten. Für heimatkundlich Interessierte überreichte Syré für die Schulbibliothek die Publikation von Dietrich Schabow: „Zur Geschichte der Juden in Bendorf“.
Die Schülerinnen und Schüler erhielten zunächst Zeit, um sich die Gräber anzuschauen und jüdische Symbole zu suchen. Es fiel auf, dass alle Gräber nach Osten schauen, in Richtung Jerusalem, und dass die Grabsteine hebräische Inschriften auf der Ost- und deutsche auf der Westseite tragen. Verschiedene Symbole befinden sich auf dem Treppenaufgang zum Friedhof, der im Jahr 1913 von Salomon Feist gestiftet wurde. Es galt hier, den Bedeutungsgehalt des Davidsterns, eines Wasserkännchens, segnender Hände und des siebenarmigen Leuchters zu entschlüsseln.
Der jüdische Friedhof ist ein sogenannter „ewiger Friedhof“, dessen meist über 100 Jahre alte Grabsteine nicht entfernt werden, sondern die Zeit überdauern. Der einzige nach dem Zweiten Weltkrieg gesetzte Stein zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten ermordete Betty Cahn konfrontiert mit dem wohl dunkelsten Fleck in der Bendorfer Stadtgeschichte: Die Jacoby´schen Heil- und Pflegeanstalten in Sayn waren zwischen 1940 und 1942 zum Sammellager für Juden zum Zweck der Deportation in die Vernichtungslager umfunktioniert worden. 146 Menschen starben nach aktuellem Wissensstand dort, 573 wurden deportiert.
Da die Lerngruppe mehr als zehn Männer umfasste, wurde gegen Ende der Exkursion das jüdische Trauer-Kaddisch gebetet, als Glaubensbekenntnis an den einen Gott, der sein Volk auch in Zeiten, in denen er sich als unsichtbar und unbegreiflich erweist, begleitet.
Um an die Exodus-Erfahrung des Volkes Israel zu erinnern, wurde das Lied von Gerhard Zils „Durch die Welt ergeht ein Wort“, das den „Aufbruch aus der Sklaverei“ thematisiert, gesungen, und schließlich legte ein Schüler traditionell einen Stein auf einem Grab ab.
( -Ralf Hoffmann –)